Die Kirche zu Putzar, ehemals Pfarrkirche, dann der Pfarrkirche zu Boldekow gleichgeordnet, jetzt Spantekow zugepfarrt
Der Name des Ortes Putzar gibt einen Hinweis auf den wendischen Ursprung des Dorfes. Putzar oder „Potzare“, erstmals im Jahre 1306 urkundlich erwähnt, heißt zu deutsch „…am See gelegen“. Dieser See befindet sich unweit des Parks in südlicher Richtung. Dorf, Schloss sowie die Kirche bildeten stets eine Einheit, die noch heute in der Parkgestaltung sichtbar ist.
Die Dorfkirche zu Putzar wurde auf Initiative Ulrichs von Schwerin (1500-1575) im Jahre 1560 erbaut. Er war zugleich Großhofmeister im Herzogtum Pommerschen-Wolgast und ist über die Region hinaus als Erbauer bzw. Wiedererbauer der Burg Spantekow bekannt. Aus dieser Zeit stammen die Kämpfergesimse (vergleiche dazu die im Remter der Burg zu Spantekow) an den beiden Portalen sowie die gemauerten Basen der Pfeiler unter der Empore. Sie erinnern an den Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert.
Am 17. Juli 1636 ist die Kirche fast vollständig niedergebrannt. Es wird berichtet, dass ein Bauernjunge die Kirche angezündet hat. Der Wiederaufbau erfolgte durch den Generalleutnant Dettlof von Schwerin, dem 13. Besitzer auf Schloss Putzar. Die Zerstörungen haben vermutlich nicht das gesamte Gebäude erfasst, denn die Kanzel aus dem 17. Jahrhundert sowie das Grabmal der Tochter Catharina Sophia des Ulrich von Schwerin und Sophia von Arnim aus dem Jahre 1610 haben den Brand offensichtlich überstanden. Der Wiederaufbau konnte 1705 abgeschlossen werden.
Besonders hervorzuheben die die sehr reichhaltige Ausstattung der Kirche.
Beginnend im Altarraum schaut man zunächst auf den Kanzelaltar, in dessen Feldern Ölgemälde Szenen aus dem Leben Jesu darstellen. Umgeben wird der Altar durch eine barocke Altarschranke. Darauf sind in Öl Mose, Aaron, Josua, die vier Evangelisten sowie die drei Propheten Jeremia, Hesekiel und Daniel gemalt. Links neben dem Altar befindet sich das Predigergestühl, welches in gut sichtbaren Renaissanceformen sowie teilweise mit christlichen Motiven bemalt ist. Auf der gegenüberliegenden Seite steht die Patronatsloge mit einem verglasten Oberteil. Sie ist im 17. Jahrhundert errichtet worden und beherbergte einst einen Ofen, der mit Delfter Fliesen und gusseisernen Platten (Motive: Sündenfall und Abendmahl) verkleidet war. Einige der gusseisernen Platten befinden sich an der Südseite der Kirche.
Vor dem Pastorengestühl stehen 5 sogenannte Trauerfiguren, die vermutlich den Sarkophag des Dettlof von Schwerin (heute befindet sich der Sarkophag in der Gruft und bedarf einer dringenden Restaurierung) trugen. Die 6. Figur ist als Leihgabe an das Anklamer Museum infolge der Bombardements im 2. Weltkrieg verbrannt.
An der Nordseite befindet sich ein Taufstuhl aus dem Jahre 1731, der durch den Lehrer und Küster Carl Friedrich Wöhrenhoff gestiftet wurde. Die sehr kunstvoll ausgearbeitete Taufschale wird im Pfarramt aufbewahrt.
Ebenfalls an der Nordseite befand sich in der großen Wandnische das Totenepitaph Detloffs von Schwerin. Einige Reste, wie Teile seiner Rüstung und zwei Modellkanonen sind noch erhalten. Über dem Epitaph befindet sich eigentlich der Engel des Jüngsten Gerichts (1. Hälfte 18. Jahrhundert), der umgeben von Putten (Jungen und Mädchen!), die Posaune anstimmt. Diese Anordnung nimmt Bezug auf die Offenbarung des Johannes im neuen Testament.
Schaut man Richtung Westen so kann man die Empore aus dem Jahr 1721 betrachten. In den Feldern sind die 12 Apostel, Mirjam, das Gottesauge, Christus, Johannes der Täufer, König David sowie das Lamm Gottes dargestellt. Sie beherbergte die erste Orgel, die 1865 durch eine von Maximilian von Schwerin geschenkte Orgel ersetzt wurde.
Eine Besonderheit ist, dass die Empore von vier „überlebensgroße Mohren“ getragen wird. Warum sie dort stehen, lässt sich mit Sicherheit nicht sagen. Sie sind vermutlich als Schmuckfiguren im Zusammenhang mit dem Tode des Dettlofs von Schwerin nach Putzar gekommen. Eine Legende besagt, dass dem Dettlof von Schwerin, der die längste Zeit seines Lebens nicht in Putzar sondern in den Niederlanden verbracht hat, durch 4 Schwarzafrikaner das Leben gerettet wurde. Zum Dank wurden die „Mohren“ in der Putzarer Kirche aufgestellt. Historiker haben jedoch nachgewiesen, dass Dettlof von Schwerin nie in Afrika gewesen ist.
In der Geschichte zu Putzar (zus.gestellt d. L. und Chr. Graf von Schwerin, Wernigerode 1910) steht dazu: „Nach Dettlofs Tode erhielt die Kirche eigenartigen Schmuck, der bei des Generals feierlicher Aufbahrung verwendet war. Vermutlich rühren davon auch die vier über Lebensgröße in Holz geschnitzten Mohren, die damals wohl den Sarkophag getragen haben, dann aber als Stützen der später erst (1721) errichteten Empore verwendet wurden.“
Bevor man die Kirche verlässt, sollte die Holzbalkendecke, der saalartigen (24 x 13 Meter) Kirche nicht unbeachtet bleiben.
Sie ist im Grunde das bedeutendste, was in dieser Kirche besichtigt werden kann. Auf von Engeln getragenen Spruchbändern ist das Te Deum (zu deutsch: „Lobgesang Gottes“) dargestellt. Die aus der Barockzeit stammende Decke drohte vollständig zu verfallen und ist im Zuge der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in den 90-er Jahren gesichert und saniert worden.
Unter dem Kirchenraum befinden sich 2 Grüfte. Eine unter dem linken Gestühl der Kirche sowie eine weitere unter dem Altar, in der der Zinnsarkophag des Dettlof von Schwerin aufgestellt worden ist. Ab 1665 wurden die Familienmitglieder derer von Schwerin im Erbbegräbnis in der Kirche bzw. in der Gruft an der Westseite zum Park beigesetzt. 1945 wurden die Grüfte durch Soldaten der Roten Armee geplündert. 1991 fand die Beisetzung der Gebeine auf dem Putzarer Friedhof statt.
Weitere Grabmale sind an der Westseite der Kirche wie z.B. Maximilian von Schwerin, Preuß. Staatsminister, und Hildegard Marie Gräfin v. Schwerin, geb. Schleiermacher (Tochter des Theologen F.W. Schleiermacher) zu entdecken.
Der auf dem Westgiebel stehende Turm trägt den Glockenstuhl und die derzeit 2 Glocken, die nach dem 2. Weltkrieg von einem Glockenfriedhof erworben wurden. Die eine Glocke ist die größte Schlagglocke des Ducherower Glockenspiels, die größere Glocke ist vermutlich sehr alt und kann leider nicht näher bestimmt werde. Es ist in naher Zukunft geplant, eine neue Glocke gießen zu lassen, die die Schlagglocke ersetzt.